Die fünf Säulen unserer Pädagogik



nach Dr. Yecheskiel Cohen


Beziehung und Empathie

Grundlage allen pädagogischen Handelns ist die Beziehung zwischen dem Kind und dem Betreuer. Aus diesem Grund ist unser Handeln auf eine kontinuierliche Beziehungsarbeit mit den Kindern gerichtet. Hierzu gehört eine offene, wertschätzende und haltende Umgebung, tagtägliche Präsenz und empathisches Gespür, um vom Kind ausgehend dessen Bedürfnisse zu erkennen und unser pädagogisches Handeln individuell darauf abzustimmen.




Struktur

Die Kinder, die zu uns kommen, haben oft lebensbedrohliche und traumatische Erfahrungen gemacht. Bei uns erleben die Kinder einen strukturierten Alltag mit klaren Absprachen und verlässlichen Regelmäßigkeiten. Uns ist wichtig, dass die Kinder wissen, was der Tag bringt, was kommt und welche Aktivitäten anstehen. Jede Veränderung wird den Kindern angekündigt. Dies vermittelt den Kindern Halt, Sicherheit, Stabilität und Orientierung.




Kontinuität

Kontinuität bedeutet Stabilität. Darum möchten wir den Kindern ein möglichst hohes Maß an räumlicher und personeller Kontinuität bieten und haben unser Angebot für eine langfristige Unterbringung von Kindern konzipiert.




Verstehen

Die Kinder in unseren Einrichtung sind meist stark verhaltensauffällig. Da wir davon ausgehen, dass Kinder immer einen Grund für ihr Verhalten haben, ist es wichtig, zu verstehen und über ihr Verhalten zu erfahren, was das Kind über sein Innenleben zu sagen versucht. Unser Motto lautet: nicht die Kinder haben Anpassungsprobleme an uns, sondern wir an sie.




Elternarbeit

Um überhaupt eine Beziehung zu den Kindern aufbauen zu können, ist es uns wichtig, dass sie und auch ihre Eltern uns nicht als Konkurrenz wahrnehmen, sondern als einen Verbundpartner. Unser Anliegen ist es, dass Eltern unter Anleitung eine bessere Wahrnehmung für die Erlebniswelt und die Verhaltenssteuerung ihrer Kinder entwickeln. Auch soll das Kind lernen, auf die elterlichen Signale angemessener reagieren zu können. Daher unser Ansatz »Einbinden statt ausgrenzen«.




Pädagogische Prägung




Martin Kühn

Dipl. Behindertenpädagoge, Fachbuchautor

 

Mit über 30 Jahren beruflicher Tätigkeit in Einrichtungen der Behinderten- und Jugendhilfe bekam Martin Kühn in den 90er Jahren Kenntnis von psychotraumatologischer Literatur und entwickelte mit Kollegen im Dienst bei einem SOS - Kinderdorf erste Ansätze der "Traumapädagogik". Im Kinderdorf entwickelte sich auch das Konzept der "Pädagogik des Sicheren Ortes". 
Gemeinsam mit Wilma Weiß wurde 2009 die BAG Traumapädagogik ins Leben gerufen und in Kooperation mit der Deutschsprachigen Gesellschaft für Psychotraumatologie (DeGPT) 2010 das erste bundesweite Ausbildungscurriculum für "Trauma-pädagogik" und "Traumafachberatung" aufgebaut.
In dieser Zeit wurde im selben Jahre zu diesem Zweck das "traumapädagogische institut norddeutschland" gegründet, welches Herr Kühn seit 2014 vollzeitlich mit seiner Kollegin Julia Bialek leitet.



 

 

Dr. Yecheskiel Cohen ( 14.08.2021)

Psychoanalytiker, Psychologe und Pädagoge 

 

Im Laufe seiner vierzigjährigen Tätigkeit im B`nai B`rith Residential Treatment Center in Jerusalem, einem Heim für 70 Kinder im Alter von 7-12 Jahren und im Institut Beit Hanna, einem Heim für zwanzig Jugendliche im Alter von 13-18 Jahren in Jerusalem entwickelte er ein Behandlungskonzept für Kinder und Jugendliche mit schweren emotional-strukturellen Störungen. Es ist ein Konzept, dass Erziehung als Entwicklungshilfe versteht und gewohnte Denkweisen auf den Kopf stellt: Nicht das Kind muss sich dem Heim anpassen, sondern das Heim dem Kind. Das geschieht entlang lebendiger persönlicher Beziehungen, die einen Erfahrungsraum schaffen, der ein Lernen aus Erfahrung möglich macht. Es handelt sich um emotionales Lernen, welches soziales und intellektuelles Lernen nach sich zieht. Er ist der Auffassung, dass nicht nur die Einzelpsychotherapie, sondern auch jede Institution das Potential besitzt, dies zu ermöglichen.